Rettungseinsätze nach Lachgas-Konsum

(Bild: Tina Götting/MHH)Ulm (lse) – Der zunehmende Konsum von Lachgas in unserer Gesellschaft führt dazu, dass Notaufnahmen und Rettungsdienste häufiger als früher mit den gesundheitlichen Folgen konfrontiert werden. Zahlen der Giftnotrufzentralen zeigen einen deutlichen Anstieg von Vergiftungsanfragen.

Für Berlin und Brandenburg verdoppelten sich die Fälle nahezu von 35 auf 66 innerhalb eines Jahres (2023/24), in Baden-Württemberg stieg die Zahl von sechs auf 17 Anfragen . Das GIZ Nord in Göttingen verzeichnete bis 2022 nur zwei bis drei Anfragen pro Jahr, 2023 waren es bereits 19 und im Jahr 2024 bis August schon 27. Gleichzeitig nahm die Schwere der gemeldeten Fälle zu, mit bewusstlosen Patientinnen und Patienten sowie neurologischen Schäden bis hin zu Lähmungserscheinungen bei regelmäßigem Konsum.

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Lachgas, chemisch Distickstoffmonoxid, wird in der Medizin als Narkosegas verwendet und dient im Alltag als Treibgas in Lebensmittelkartuschen, informiert die Medizinische Hochschule Hannover (MHH). Die einfache Verfügbarkeit trägt dazu bei, dass vor allem Jugendliche das Gas als Rauschmittel nutzen. Der Konsum erfolgt meist über Luftballons, in die das Gas umgefüllt wird. Der Rausch setzt schnell ein und klingt ebenso rasch wieder ab, weshalb Konsumierende häufig mehrere Inhalationen nacheinander durchführen. Klinisch können Schwindel, Koordinationsstörungen, Kopfschmerzen und Bewusstseinsstörungen auftreten. Zusätzlich besteht ein erhöhtes Risiko für Stürze und Unfälle. Direkte Kältekontakte beim Einatmen aus Kartuschen können Erfrierungen an Mund, Rachen und Atemwegen verursachen.

Notfälle nach Lachgas-Inhalation

Besonders relevant für Rettungsdienst und Notaufnahmen sind akute Hypoxien. Das Gas verdrängt Sauerstoff in der Lunge, sodass es rasch zu Sauerstoffmangel und Bewusstlosigkeit kommen kann. Die Substanz ist dabei oft bereits zum Zeitpunkt des Rettungsdiensteintreffens aus Lunge und Kreislauf abgeatmet, sodass ein direkter toxikologischer Nachweis nicht möglich ist. Eine routinemäßige Sauerstoffgabe ist nicht erforderlich und nur bei tatsächlicher Hypoxie mit SpO₂ unter 90 Prozent indiziert.

Ein weiterer relevanter Notfall ist ein Pneumothorax, der entstehen kann, wenn das Gas unter hohem Druck direkt aus der Kartusche in die Atemwege gelangt. Kommt es durch Husten oder Pressen zu einem kurzzeitigen Druckanstieg in den Atemwegen, kann dies zur Ruptur von Lungengewebe führen. Die Symptomatik ähnelt einem Spontanpneumothorax mit atemabhängigen Schmerzen, Husten und Dyspnoe. Da die Auskultation anfangs unauffällig sein kann, ist die Anamnese mit Hinweisen am Einsatzort entscheidend.

In der Praxis zeigt sich häufig ein Mischkonsum mit Alkohol, Cannabis oder sedierenden Medikamenten. Die Kombination verstärkt die Wirkungen und erschwert die klinische Einschätzung. Für Rettungskräfte sind am Einsatzort liegende Kartuschen oder Luftballons wichtige Hinweise auf die Substanz. Die Einschätzung der Atemsituation, die Überwachung auf neurologische Symptome und die Beurteilung möglicher Begleitverletzungen stehen im Vordergrund.

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