(Bild: ADAC Luftrettung)Oberpfaffenhofen (lse) – Vor 55 Jahren startete mit dem Rettungshubschrauber „Christoph 1“ in München-Harlaching die Luftrettung in Deutschland. Heute zählt die ADAC Luftrettung mit 38 Stationen und 60 Hubschraubern zu den größten Luftrettungsorganisationen Europas. Nahezu zeitgleich mit dem markanten Datum hat sie am Sonderflughafen Oberpfaffenhofen vergangenen Dienstag (21.10.2025) den neuen ADAC Luftrettung Campus eröffnet. Es handelt sich um einen zentralen Standort, an dem Flugbetrieb, Medizin, Forschung, Ausbildung, Training, Wartung und Verwaltung zusammengeführt werden.
Die Einweihung des Campus fiel in denselben Zeitraum wie damals die Inbetriebnahme von „Christoph 1“ (1. November 1970). Mit der Einrichtung des Campus im Air Tech Campus Oberpfaffenhofen, einem der wichtigsten Standorte der Luft- und Raumfahrt in Deutschland, bündelt die ADAC Luftrettung ihre operativen und wissenschaftlichen Einheiten. Auf rund 16.000 Quadratmetern arbeiten etwa 280 Beschäftigte in zwei Gebäudekomplexen. Der Campus beherbergt neben der Zentrale der ADAC Luftrettung gGmbH auch die Tochtergesellschaften ADAC HEMS Academy (Ausbildung und Training), ADAC Heliservice (Wartung), ADAC Telenotarzt (Telemedizin) sowie das Joint Venture HMotion, das gemeinsam mit Airbus Helicopters betrieben wird und eines der weltweit modernsten Simulator-Trainingscentren für H135- und H145-Hubschrauber umfasst.
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Reform der Notfallversorgung gefordert
Der neue ADAC-Luftrettung-Campus am Sonderflughafen Oberpfaffenhofen bei München. (Bild: ADAC Luftrettung)
Laut Frédéric Bruder, Vorsitzender der Geschäftsführung der ADAC Luftrettung, soll der Campus „ein Ort des Austauschs und der interdisziplinären Zusammenarbeit“ sein. Kurze Wege und die Bündelung der Kompetenzen sollen dazu beitragen, schneller und flexibler auf Entwicklungen in der Notfallversorgung zu reagieren. Bei der Eröffnung betonte Bruder, dass die Luftrettung angesichts der geplanten Reformen im Gesundheitswesen weiter an Bedeutung gewinnen werde. Gleichzeitig forderte er eine schnelle Umsetzung der Reform der Notfallversorgung durch die Bundesregierung, längere Einsatzzeiten und eine engere digitale Vernetzung aller Akteure im Rettungsdienst.
Der Campus wurde im Beisein von rund 250 Gästen aus Politik, Rettungsdienst und Kliniken eröffnet. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder würdigte in seinem Grußwort die Arbeit der Luftretter und sprach von einem „zentralen Bestandteil der bayerischen Rettungsfamilie“. Bruder kündigte zudem an, das Engagement im Zivil- und Katastrophenschutz auszubauen. Mit sogenannten Fachberatern Luftrettung wolle die Organisation künftig Behörden bei der Bewältigung von Großschadensereignissen unterstützen.
Entwicklung der Luftrettung
Die ADAC Luftrettung beschäftigt bundesweit rund 1.350 Menschen, darunter 180 Pilotinnen und Piloten, 645 Notärztinnen und -ärzte sowie 230 Notfallsanitäterinnen und -sanitäter. Jährlich fliegen die Besatzungen etwa 50.000 Einsätze. Sechs Stationen sind mit Hubschraubern ausgestattet, die über eine Winde verfügen. Weitere sechs verfügen über Nachtsichtsysteme für Einsätze bei Dunkelheit.
In den Anfangsjahren wurden in West-Deutschland vor allem Maschinen des Typs Bo 105 als Rettungshubschrauber eingesetzt. (Bild: ADAC Archiv)
Die Entwicklung der Luftrettung begann Ende der 1960er-Jahre vor dem Hintergrund steigender Verkehrsunfallzahlen. 1968 startete der ADAC erste Versuche mit einem gecharterten Hubschrauber des Typs Bell Jet Ranger. Die erfolgreiche Erprobung führte 1970 zur Stationierung von „Christoph 1“ in München-Harlaching – dem Beginn des heutigen Luftrettungsnetzes.
Zum 55-jährigen Bestehen wurde auch die neue Hubschrauber-Generation H140 vorgestellt. Sie soll künftig nachhaltiger und wirtschaftlicher betrieben werden. Die ADAC Luftrettung plant den Einsatz dieses Modells ab 2028.
Meilensteine der ADAC Luftrettung
• 1968/69 – ADAC startet erste Modellversuche mit Rettungshubschraubern.
• 1970 – „Christoph 1“ nimmt in München-Harlaching den Betrieb auf.
• 1982 – Gründung der ADAC Luftrettung GmbH.
• 1990 – Erste deutsch-deutsche Kooperation in der Luftrettung.
• 2008 – Eröffnung der ADAC HEMS Academy als Trainingszentrum.
• 2017 – Integration der ADAC Luftrettung in die ADAC Stiftung.
• 2019 – Eine Million Einsätze seit 1970.
• 2021 – Einsatz von nachhaltigem Treibstoff (SAF) im Regelbetrieb.
• 2023 – Gründung des Joint Ventures HMotion mit Airbus Helicopters.
• 2025 – Eröffnung des ADAC Luftrettung Campus in Oberpfaffenhofen.