Einsatzabschnitte in der Großschadenslage
	
    
	
    
	
    
	
	    
         (Bild: DRF Luftrettung und Christian Fröhlich)
(Bild: DRF Luftrettung und Christian Fröhlich)
Großschadenslagen stellen Einsatzkräfte vor besondere Herausforderungen. Um die Vielzahl an Aufgaben und Beteiligten zu koordinieren, bewährt sich die Gliederung in Einsatzabschnitte. Doch nicht jede Lage passt in das klassische Schema – manche erfordern spezielle Lösungen.
Koordination an der Schadenstelle
Ob Busunfall, Zugentgleisung oder Brandereignis: An der Schadenstelle müssen zahlreiche Abläufe parallel gesteuert werden. Streng genommen bildet die eigentliche Schadenstelle selbst keinen Einsatzabschnitt. Häufig übernehmen Leitender Notarzt (LNA) und Organisatorischer Leiter Rettungsdienst (OrgL) die Aufgaben. Wird die Verantwortung jedoch einem eigenen Einsatzabschnittsleiter (EAL) „Schadenstelle“ übertragen, kann der OrgL flexibel arbeiten. Dieser EAL koordiniert sämtliche Abläufe vor Ort – von der Absicherung der Feuerwehr bis zur Übergabe geretteter Personen.
Luftrettung als eigener Abschnitt
Sind Kliniken der Maximalversorgung weit entfernt, kommen bei Großschadenslagen häufig mehrere Rettungshubschrauber (RTH) zum Einsatz. Dann sollte die Abschnittsleitung idealerweise von einem Piloten übernommen werden, da nur er das nötige Fachwissen zur Koordination der Maschinen besitzt. Unterschiedliche RTH-Typen benötigen verschieden große Landeflächen; bei Nacht ist eine ausreichende Ausleuchtung erforderlich. Feuerwehr oder Technisches Hilfswerk (THW) können die Absicherung übernehmen. Der Abschnitt sollte möglichst nahe an der Patientenablage liegen, um Pendelverkehr zu vermeiden.
Ladezone schließt Lücke im Ablauf
Nach DIN 13050 gibt es bislang keinen eigenen Abschnitt, in dem Patienten an Rettungsfahrzeuge übergeben werden. Um diesen „blinden Fleck“ zu schließen, hat sich vielerorts der Begriff „Ladezone“ etabliert. Hier treffen Patienten und Fahrzeuge zusammen, die Positionen werden zugewiesen und Übergaben dokumentiert. Für kleinere Lagen mag das überdimensioniert wirken, doch bei mehreren Dutzend Verletzten sorgt eine klar organisierte Ladezone für Überblick und Effizienz. Ihre Aufnahme in die DIN ist bereits beantragt.
Transportorganisation und Dokumentation
Die Einsatzabschnittsleitung „Transportorganisation“ (TO) steuert den Abtransport der Patienten. Dafür kommen verschiedene Systeme zum Einsatz: von Patientenverteilungsplänen mit definierten Krankenhauskapazitäten über Ticket-Systeme bis hin zu digitalen Lösungen wie IVENA. Ist kein solches System vorhanden, bleibt die klassische Abstimmung über die Leitstelle per Telefon. Entscheidend ist die lückenlose Dokumentation jedes Transports – von der Patientenablage bis zur Klinik.
Übung macht den Unterschied
Großübungen sind wertvoll, um das Gesamtkonzept unter Realbedingungen zu testen. Noch effektiver wäre es, diese an mehreren Tagen fortzusetzen, um Optimierungen direkt umzusetzen. Ergänzend bieten sich Teilübungen einzelner Einsatzabschnitte an – etwa „Schadenstelle“, „Ladezone“ oder „Rettungsmittel-Halteplatz“. So können spezifische Abläufe gezielt trainiert werden.
Simulation als Trainingsinstrument
Die dynamische MANV-Simulation (dPS/FüSim) erlaubt realitätsnahe Übungsszenarien ohne großen Aufwand. Sie bildet sowohl die Führungsebene als auch das Patientengeschehen ab. Mit einfachen Hilfsmitteln können Fahrzeuge, Abläufe und Entscheidungen geübt werden – vom Bereitstellungsraum über die Patientenablage bis zur Ladezone. Besonders hilfreich ist die Einbindung des THW, das mit dem „Bereitstellungsraum 500“ über umfangreiche Erfahrung verfügt.
Lernen von anderen
Ob in Planspielen, Simulationen oder praktischen Übungen – der Austausch mit benachbarten Rettungsdiensten und Feuerwehren erweitert den Horizont. Gemeinsames Training stärkt das Verständnis füreinander und verbessert die Abläufe im Ernstfall. Denn jede Großschadenslage verlangt vor allem eines: abgestimmtes, professionelles Handeln über Organisationsgrenzen hinweg.
Der Beitrag beruht auf Ausführungen von Christian Fröhlich, Notfallsanitäter, Betriebswirt, Verbandführer, OrgL und Referent im Rettungsdienst.
     
	
    
	
    
    
	
	
    
	
		
    
	        
            
                
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